Ich bin ein Phönix…

Oder ich habe einfach nur sehr viel Glück im Unglück?

Letztes Jahr wollte ich mein Tatoo am Arm covern lassen und habe lange lange darüber nachgedacht, was ich denn jetzt damit anfange. Denn das alte war eigentlich nicht für mich und es hat mir in der Seele gebrannt und mich täglich an meine Enttäuschung und den Schmerz erinnert… Also merkt euch KEINE Namen tätowieren, auch nicht wenn ihr älter seid 😀

Wie immer kam durch einen Wink des Schicksals der Gedanke an den Phönix und ja warum nicht? Er soll nun immer sichtbar daran erinnern, das ich lebe….

Also irgendwer erzählte mir von seinem Nah-Tod-Erlebniss und meinte er hätte ein Licht gesehen und ist jetzt irgendwie erleuchtet oder sowas in der Art… Also habe ich mir ernsthaft mal Gedanken darüber gemacht. ..

Die erste Gelegenheit kam wohl schon als embryo… meine Mutter hat mich mal verprügelt und mich angeschrien sie hätte wohl besser den Abtreibungsschein zerrissen, als mich auf die Welt gebracht… Knapp überlebt, aber als Embryio erhält man wohl noch keine Erleuchtung weil zu früh. Aber gut, sei mal stolz soviel mentale stärke bringt man bei der Grösse wohl nicht alle Tage auf.

Meine nächte Chance kam dann wohl bei meiner Geburt. Irgendwie hat keiner geschnallt, das ich falsch rum auf dem Weg bin. Zu spät für einen Kaiserschnitt, hat man mich dann wohl einfach an den Beinen raus gezogen… muss muss knapp wegen der Luft gewesen sein? Keine Ahnung… aber wieder keine Erinnerung an Licht oder Erleuchtung, dafür aber wenigsten lange Beine. Ist ja auch nicht übel, meistens jedenfalls.

Im zarten Krabbelalter hab ich es tatsächlich geschafft in einen Wasserbottich, der für kleine Menschen eigentlich zu hoch war, zu fallen und wieder hat man das in letzter Sekunde erst mitbekommen und mich wieder raus geangelt… Daran habe ich blödereweise keine Erinnerung, aber Oma hat mir das Abends im Bett erzählt und wir konnten dann ausgiebig über meine Talente lachen.. Und ich gebe zu, in diesen Momenten war mir die Erleuchtung wirklich egal, ich habe es einfach nur geliebt mit ihr zusammen gekuschelt einzuschlafen.

Fieberkrämpfe und „Geiselnahme“ von einem dieser gewalttätigen Ehemänner meiner Mutter bleiben ebenfalls dunkel, wobei ich hier auch nicht wirklich weiss wie groß die Gefahr war….

Beim nächsten woran ich mich zumindest mal teilweise erinnere, ist Ehemann Nr.3. Ich hatte mal die Haustür aus Angst verriegelt und habe dann nicht gehört, als die beiden wieder nach Hause gekommen sind. Nachdem sie ewig versucht hatten mich zu wecken, war der so in Rage, das ich mich schon vor lauter Angst nicht mehr bewegen konnte, was zur Folge hatte, das der mit einer Axt die Haustür zerschlagen hat und an mein Bett gestürmt kam eben mit dieser verdammten Axt über dem Kopf direkt auf mich zu… statt der Erleuchtung gingen mir hier dann die Lichter aus. Irgendwann und ich weiss nicht wie lange später bin ich wieder aufgewacht, grün und blau geschlagen und voller Schmerzen… Ich weiss auch nicht wie lange ich dort dann im Zimmer ohne Essen eingesperrt war. Denn schliesslich war ich selber daran Schuld, ich muss ihn ja auch echt nicht so provozieren…. Aber gut, das wird mal ein anderes Thema… denn irgendwie habe die beiden ja jeden Tag nur schon mit meiner Anwesenheit provoziert. Auf jeden Fall gab es keine Lichter oder sowas…

Bis mitte 20 blieb es dann mal für meine Verhältnisse ruhig, was das Thema betrifft. Aber dann kam der Tag an dem ich einfach nicht mehr konnte und versucht habe mir selbst das Leben zu nehmen. Ich war kurz vorher aus dem Frauenhaus in eine neue Wohnung gezogen und versuchte irgendwie aus dem ganzen Scheiss wieder rauszufinden, alleine mit zwei kleinen Kindern, dem Terror vom Ex und ohne Geld oder Freunde (ich war ja in einer neuen Stadt) ich verlor in dieser Zeit immer mehr Kraft und auch den Mut. Ich habe versucht mir Hilfe zu holen, aber irgendwie bekam ich immer die Antwort „Sie sind jung und Hübsch, das schaffen sie schon“ ob Frauenhaus, Jugendamt oder Arzt…. irgendwie war es als würde mich niemand sehen. Und als Krönung, kam ein Anruf von meiner Mutter in dem sie mich echt runter gemacht hat, was ich denn für eine verdammte Hure sei. Meinen Onkel zu verführen und dann alles auf ihn zu schieben und ihm sein Leben damit zu zerstören? Ok ich gebe zu, ich habe keine Ahnung wann das angefangen hat, weil das immer da war.. also wohl recht früh.
Und nach allem was bis dahin in meinem Leben passiert ist, wusste ich ja das es immer meine Schuld war, ich jemanden ins Unglück stürze alleine mit meiner Anwesenheit. Da ich aber verdammt nochmal nie ein schlechter Mensch sein wollte, nicht so sein wollte wie die, brach ich zusammen und habe jede Menge Tabletten geschluckt… die bekommt man ja supereinfach zum Probleme lösen, statt wirklich sinnvolle Hilfe. Na Ende vom Lied war, das mir wieder die Lichter ausgegangen sind und ich drei Tage später auf der Intensivstation wieder wach geworden bin. Gut keine Erleuchtung, aber zumindest mit der Erkenntniss, das das jetzt wohl nicht wirklich eine glänzende Idee war und ich dann doch einen anderen Plan bräuchte. Und die erste Erfahrung mit einem Psychologen, der nicht mehr alle Latten am Zaun hatte…. Die erste Frage von ihm “ Was hätten sie denn gemacht, wenn es schief gegangen wäre?“ Für meine Antwort „Du Idiot, es ist schief gegangen, ich brauch ne andere Lösung für meine Probleme“ wurde ich mit 6 Wochen in der Psychatrie mit Tabletten vollgepumt und teilweise sediert. JA Leute, ich kriege alles hin, aber dazu ein anderes Mal mehr…
Nun die Gläubigen sagen bestimmt, na dafür wirst du nicht das Glück der Erleutung bekommen… ja recht so, aber zumindest hatte ich für mich in dieser Zeit wirklich viele Schlüsselmomente die mich ja wieder ein Stück voran gebracht haben.

Die letzte Möglichkeit hatte ich dann vor ein paar Jahren, als ich ins Krankenhaus kam mit über 40° Fieber und einer fetten Nierenentzündung. Na da denkt man ja wirklich nicht mehr über irgendwas nach… Alle Ärzte schon am rennen mit Antibiotika und solchen Kram um ja mal eben das Fieber zu senken und klar als geübte Dramaqueen sitze ich dann im Bett und schau die Schwester an und mein so „ich habe keine Ahnung, aber irgendwas läuft gerade nicht richtig“ als mir mal wieder die Lichter ausgingen und ich zur seite umgefallen bin…. Was hierbei dann aber seltsam war, das ich wirklich wie ein Geist irgendwie neben dem Bett zu schweben schien und irgendwie sehen konnte wie die in einer Hektik und Eile an mir rumgedocktert haben. Als ich dann wieder zu mir kam, wurde mir nur erklärt das war ein Allergieschock. Und ich dachte ok, kann ja mal vorkommen und zweifelte dann auch mal Ernsthaft an meinem Verstand. Ich habe diesen „Traum“ dann unter dem Motto „ich hab mal wieder nicht alle Latten am Zaun und war unter irgendwelchen Medikamenten“ abgetan….

Also nachdem ich mich an all das erinnert habe, gabs dann meinen bis jetzt wirklich unperfekten Phönix auf den Arm. Das ist mir aber ehlich im Moment noch egal, denn er erfüllt ja seine Aufgabe mich jeden Tag zu erinnern. Ich bin auch nicht perfekt, aber das ist wohl niemand. Aber er erinnert mich daran nicht aufzugeben, immer das gute zu sehen und nie zu vergessen was wir alles schaffen können und trotzdem glücklich sein können, wenn wir es nur wollen. Und an diesen, unseren persönlichen Herrausforderungen sollten wir wachsen und wenn wir zurückblicken, sehen was wir dann doch schon alles geschafft haben und wirklich stolz auf uns sein.

Ich habe immer noch keine Ahnung, was das mit der Erleuchtung auf sich hat und wie es diese Menschen verändert. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich es auch unbedingt wissen muss. Vielleicht ist auch auch für mich einfach so normal das Tod, Sterben und diese Gewalt unter den Menschen dazu gehört, das ich einfach nur nicht sehen kann?


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