Feelings can´t be jugded….

Seit Tagen versuche ich irgendwas sinnvolles zum Thema Gefühle und Bindungen zusammen zu bekommen… und mit jeden Gespräch wurde dieses Thema grösser und komplexer. Habe ich eine Antwort gefunden, tauchte auch schon die nächste auf. Und dann dachte ich, ich frag mal einen guten Freund. Denn irgendwie hatte ich mich nur mit Frauen zu dem Thema unterhalten. Gut liegt auch ein bisschen an der Tatsache, das man hier mit ägyptischen Männern über Gefühle reden kann 😀 Also zumindest verkneife ich mir das mal, bevor irgendeiner auf blöde Gedanken kommt.
Na und dann bekam ich die Antwort : „Janine was meinst du? Gefühle kann man nicht beurteilen“

Und ja, so einfach wie die Antwort war, so Recht hatte er damit auch.

Trotzdem begegnet es mir seit dem ich denken kann immer wieder, das wir Gefühle beurteilen. Und wenn wir ehrlich sind wir haben uns bei so manchen Leuten gefragt, was denn mit dem nicht stimmt im Oberstübchen. Und auch mir wurde sehr oft gesagt, das ich gerade nicht richtig reagiere und mal nicht so ein Drama draus machen soll. Ok, ich gebe zu als ich jung war habe ich mich doch wirklich sehr oft geprügelt. Aus heutiger Sicht auch eher keine so gute Lösung. Aber ich kannte es ja nicht anders. Ich habe nie was anderes gelernt. Meine Gefühlswelt bestand aus Angst, Gewalt, Verachtung, Schuld, Scham, Misstrauen und natürlich dem riesigen Verlangen nach Liebe und Geborgenheit …

nach meinem heutigen Kenntnissstand eine wirklich wirklich schlechte Kombination. Denn man ist dann auch wie ein Vulkan, was meistens unglücklich für denjenigen endete. Meine Schwester meinte vor langer langer Zeit mal zu mir, warum ich mich über meine Kindheit beklage, ich sei schliesslich auch echt ein sehr schwieriges Kind gewesen. Ich denke das wird auch jeder der mich als Kind ausserhalb meines Elternhauses kannte bestätigen.
Aber als sie es mir ins Gesicht sagte, die die unsere Mutter kennt, war es wie eine Ohrfeige und hat mich sehr sehr tief verletzt. Und wieder spürte ich diese Schuld auf mir, ich wurde geboren und alles aber auch wirklich alles ist meine Schuld, von mir provoziert…

heute 10 Jahre gefühlte 200000 Therapiestunden, Recherchen und Vortägen zu Psychologie und Neurobiologie … meheren Familienaufstellungen ( danke an alle die das mit mir durchgestanden haben) später, habe ich bis jetzt ganz gut verstanden was mit mir los war. Das ist wohl so der größte Unterschied zwischen mir und meiner Schwester, sie lässt es einfach nicht an sich ran und kommt damit super klar und ich brauche irgenwie immer eine für mich logische Erklärung. Ich sag auch bewusst eine für mich logische Erklärung, denn es gibt ja immer noch sehr viele Menschen für die ich dann auch eine echte Herrausforderung bin.

Und genau das ist der Knackpunkt, wieso beurteilen wir denn die Gefühle der anderen, statt sie einfach zu akzeptieren? Das heisst nicht das wir sie gut finden müssen. Aber wäre es nicht fair zu sagen: „Du pass auf, ich verstehe nicht was mit dir los ist, aber ich kann damit auch gerade nicht umgehen“ Wäre das nicht respektvoller als erwachsener Mensch? Denn ganz ehrlich, wenn ich mich manchmal so umschaue, sehe ich viel Neid, Missgunst, Hass, Lügen, Wettkämpfe um noch mehr Geld, noch mehr Macht, immer mehr Gier… frag ich mich dann auch, bin ich wirklich die kaputte hier? Mittlerweile kenne ich ja viele Frauen und auch Männer die ähnliches erlebt haben und was soll ich sagen, die meisten von ihnen haben wirklich sehr besondere Fähigkeiten entwickeln können und sind sehr empathische Menschen geworden. ( ja, ich weiss, es gibt auch die, die solche scheiss Familientraditionen fortsetzen und vermeintlich stolz darauf sind) Leider sehen viele ihr Talent, ihren Mut oder ihre Stärke nicht. Zumal es wirklich ein sehr sehr harter Weg ist, vor allem diese „Ich bin selbst schuld daran“ aus dem Kopf zu bekommen. Ich weiss nicht wie oft ich schon aufgeben wollte und einfach keine Kraft mehr hatte, der Mut mich verlassen hat und ich das Gefühl hatte es bringt nichts…. Aber heute weiss ich, es wird immer jemand an meiner Seite stehen, der mir im Notfall die Hand hält und mir dann auch mal den Kopf zurechtrückt. Und ich denke, jeder von uns hat solche Menschen in seinem Leben. Es müssen auch nicht immer die gleichen sein. Aber auf jeden Fall immer die richtigen, im richtigen Moment….

Und was die Bindungstheorien der Psychologen und Gehirnforscher betrifft, sind diese wirklich sehr aufschlussreich um mich selbst auch zu verstehen. Denn wenn Babys schon traumatisiert sind, wenn die Mutter sie schreien lässt oder unsicher im Umgang in der Erziehung, sind dann nicht fast alle Menschen irgendwie „nicht normal“ und bin ich dann ein spezieller Freak, der einfach mal ein zu oft auf Oberstübchen bekommen hat? Ich habe lange versucht rauszubekommen was denn normal sein bedeutet, ohne Erfolg. Denn alleine die Tatsache, das jeder Mensch auf diesem Planeten seine eigene Geschicht hat und damit auch seine eigene Wahrnehemung, kann es gar kein normal geben. Ähnlichkeiten ja, aber standard? Bezweifle ich wirklich sehr stark, wäre ja auch langweilig und bestimmt nicht gut für die Fortplanzung der Menschheit.

Was ich aber bis heute geschafft habe? Mich nicht mehr an die Angst zu klammern, mich permanent schuldig zu fühlen oder unkontrolierte Wut und Hass Raum zu geben. Das ist alles noch da keine Frage, aber mit dem Blick auf die positiven Dinge gebe ich doch der Freude, Mitgefühl, der Liebe und meinem Lachen mehr Aufmerksamkeit. Ich habe gelernt all meine Gefühle zu akzeptieren, denn sie sind ein Teil von mir. Ich musste erst hart lernen was Gefühle sind, sie erstmal lernen zuzulassen und überhaupt spüren zu können ist und das auch ich überhaupt fühlen darf.

Woran ich noch wirklich arbeite, ist die Sache mit dem Vertrauen. Denn das fällt mir immer wieder mal gerne auf die Füsse. Ob von mir selbst ausgelöst oder duch andere ist dabei egal.
Alle Therapeuten scheinen sich in dem Punkt einig zu sein, hast du in den ersten 3 Lebensjahren keine Bindungen aufbauen könne, fehlt dir schlichtweg das Urvertrauen…. Mittlerweile glaube ich manchmal das die auch noch Recht haben damit. Aber ich suche immer noch fleissig, nach einem Weg wie es für mich einen Weg gibt, das irgendwie hinzubekommen.

In diesem Sinne hat mein Freund wirklich Recht, wir können Gefühle einfach nicht beurteilen und schon gar nicht verurteilen


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