Angst, Zweifel und Hoffnung

Unbezahlbare Diamanten entstehen durch Schmerz und Tränen“

Für mich ist es ja immer wieder ein Wunder, das ich Freunde habe, bei denen ich auch weinen kann. Die mir zuhören und mich aushalten, wenn ich Angst habe oder einfach mal richtig scheiße drauf bin… Auch wenn es für die meisten Menschen normal ist, ich bin jeden Tag von Herzen dankbar dafür ❤

Und ich gebe zu, in den letzten Wochen schwanke ich wirklich extrem zwischen Angst, Zweifel und das Wissen, das alles seinen richtigen Weg findet….

Es ist jetzt amtlich, das mir ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wird und auch, wenn mir jeder sagt, das es hinterher mit den Schmerzen aufhört, macht es mir Angst … Die Vorstellung von Metall im Körper ist einfach nicht so berauschend und ich fühle mich jetzt schon irgendwie wie ein Krüppel… Wahrscheinlich merkt das in einem halben Jahr kein Mensch mehr, aber trotzdem mach ich mir da so meine Gedanken und versuche mich damit zu beruhigen, das heute die wenigsten wissen, das ich mit 14 Jahren schon eine Knochenspende bekommen habe um mein Unterschenkel zu retten. Also hoffe ich das es mit dem Metallknochenersatz auch so gut läuft….

Um mich von dem Thema mit der Operation abzulenken, versuche ich ja gerade irgendwie meine Zukunft zu planen und habe endlich mal angefangen mein Buch zu schreiben. Ich dachte mir, das ich ja meine Zeit auch Sinnvoll nutzen könnte, da ja im Fernsehprogramm auch nicht wirklich was erhellendes geboten wird. Ewig lange schwirrt dieser Gedanke schon in mir, aber ich wußte echt nie wie ich es machen soll… Nicht das ich es jetzt wüßte, aber wie immer einfach mal machen und dann wird sich dafür ein Weg finden.
Es ist wirklich ein großer Unterschied ob ich von einzelnen Geschichten rede oder schreibe. Nachdem ich jetzt nur einen kleinen Teil aufgeschrieben habe, konnte ich den Bezug zu mir als Kind herstellen und das war echt gruselig. Denn mein Erwachsenes ICH weiß, das man nie und nimmer so mit seinen Kindern umgehen sollte, das es echt krank ist. Und ja, genau dann kommen die Zweifel… Wer zum Henker soll denn diesen kranken Mist lesen? Darf man das so genau schreiben, wenn man weiß, das es auch andere Betroffene lesen? Andersrum soll es ihnen ja auch zeigen, das man auch aus dem größten Dreck wieder rauskommen kann, auch wenn wir unser Leben lang vielleicht ein paar kleine „Macken“ behalten.
Ich finde es auch an der Zeit, das wir Betroffenen lernen, uns nicht zu verstecken und zu schweigen. Auch wenn gefühlt in den letzten Wochen viel Wind in dieses Thema gekommen ist (was wirklich gut ist) ist mir das noch zu wenig, zu leise und zu einseitig.


Es reicht nicht zu sagen, das ich eine Betroffene bin… es ist an der Zeit, das wir auch mal im Detail erzählen was passiert ist, wie es sich anfühlt und was es aus uns macht. Denn ich glaube nur so werden wir auch verstanden und es kann in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden. Ja, es sind grausame Geschichten, die man weder hören noch sehen will, aber mit schweigen wird sich nie etwas ändern. Und nein, wir müssen uns auch nicht gegenseitig mit unseren Geschichten übertrumpfen. Gerade wir als Betroffene, die auch den Mut haben in die Öffentlichkeit zu gehen, sollten zusammen halten.
Ich hatte vor ein paar Tagen wieder so ein Gespräch mit einem Bekannten, der mir erzählt hat, das er auch gerade an seinem Buch schreibt und auch schon einen Verleger hat. In dem Moment habe ich mich ehrlich für ihn gefreut, denn er ist ja augenscheinlich schon ein Stück weiter… Coole Sache… dachte ich mir. Bis zu dem Punkt als er (ohne meine Geschichte wirklich zu kennen) meinte, seine Geschichte sei ja soviel schlimmer als meine… Echt jetzt? Verdammt noch mal, das ist kein Wettkampf wer die meisten Schmerzen aushalten kann ohne komplett kaputt zu gehen, wir sollten reden um aufzuklären und um zu helfen, auch um uns selbst ein Stück selbst damit zu helfen.

Gefühlt kämpfen gerade alle für die Abschaffung der Verjährungsfrist, höhere Strafen für Täter oder wie die Polizisten leiden, die sich gerade damit beschäftigen…. aber nirgendwo lese ich etwas davon, wie man Opfern besser und effektiver helfen kann… Ja klar, als Randnotitz, wir müssen Lehrer, Erzieher, Jugendämter und so was besser schulen… Natürlich gehört das alles zusammen, trotzdem habe ich das Gefühl, das keiner wirklich weiß wie man es machen soll. …

Ich habe auch noch kein Patentrezept gefunden, aber ich denke ein Anfang ist gemacht und mit eurer Unterstützung kann ich vielleicht nicht die Welt retten, aber denen helfen, die sich nicht selber helfen können?

Es heißt doch immer so schön „Kinder sind unsere Zukunft“ also lassen wir sie nicht einfach im Stich, weil wir es nicht ertragen können, das Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigung alltäglich ist.

Ich komme für heute mal zum Ende und freue mich auf ein paar Tage Grübelpause an der Nordsee. Ihr dürft wie immer eure Meinung, Kommentare und Ideen hierlassen

Bis zum nächsten Mal
eure
Janine






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