„Es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen.“ – Jean-Paul Sartre
Heute ist die Überschrift auch mal etwas böse, aber das scheint ja heute zum guten Ton zu gehören, zumindest mal in Social Media Kanälen. Auf jeden Fall ist mein letzter Beitrag hier im Blog unter gegangen und zwei Postings auf Facebook arten vollkommen aus…. Da wird doch schon mal die Frage erlaubt sein, wo uns das alles gerade hinführt oder?
Wer von allen würde sich im realen Leben so abfällig und respektlos gegenüber Fremden, Bekannten oder Freunden verhalten?
Ja, ich bin seit gestern echt geschockt….und ich frage mich ernsthaft, ob wirklich alle noch mitkriegen was hier gerade passiert?
Nein, es geht nicht um die Frage ob es Corona gibt, denn der Virus ist nun mal da und wir werden wohl lernen damit zu leben, so wie mit vielen anderen Krankheiten auch. Aber verdammt noch mal es muss doch einen Weg geben, verhälnismäßig damit umzugehen und dann sollte man doch in einem Land wie unserem erlaubt sein? Augenscheinlich ist aber noch nicht mal erlaubt zu sagen, das mir die Situation Angst macht….. und heute sogar wütend.
Aber, es ist meine Wahrnehmung und meine Angst, über die ich offen rede oder eben auch schreibe. Und warum mache ich das?
Weil ich den Austausch suche, denn nur so kann ich wachsen. Ich war schon immer an Geschichten und Hintergründen von Menschen interessiert, denn ich konnte bisher immer dazu lernen. Es ist ja nun hinreichend bekannt, das ich nicht gerade eine tolle Herkunftsfamilie hatte, die mir in irgendeiner Weise als Vorbild dienen konnte. Maximal wie ich gerade nicht sein wollte oder will.
Was soll das werden, wenn ich schreie, andere beleidige und runter mache … dann habe ich recht?
Es gibt ja Menschen, die glauben an Gott… Hat ihn jemand mal gesehen? Nein, ich denke nicht. So ungefähr geht es mir gerade.
Allerdings fehlt mir der Glaube an Gott und der Glaube an unsere Gesellschaft schwindet auch so langsam….
Früher hat man mir immer wieder gesagt, ich bin nicht normal… Gut, wenn das euer NORMAL ist, will ich es nicht sein.
Denn für mich wird es nie normal sein, das eine Pflegekraft, die sich den Arsch gerade jeden Tag aufreisst um den Menschen die ihr anvertraut sind, wenigstens ein bisschen Wärme zu geben, als „wiederliches Miststück“ bezeichnet wird… Nur weil ihre Wahrnehmung des realen Lebens einem anderen nicht in den Kram passt. Was ist eigentlich los mit euch? Wir haben den Pflegenotstand doch nicht erst seit Corona….
„Willst du Schuld sein, wenn wegen dir jemand anderes stirbt?“ Habt ihr eigentlich einen an der Waffel oder was?
Der Satz, der gerade ganz schön in Mode ist, doch denkt einer wirklich darüber nach, was er damit auslöst? Welche Wirkung er auf einen anderen Menschen hat oder gar auf Kinder?
Sollten wir nicht grundsätzlich Rücksicht nehmen, wenn jemand krank, alt und krankheitsgefährdet ist? Vor einem Jahr sind alle noch quitschvergnügt in den Urlaub geflogen oder es war auch üblich mit 39° Fieber und Grippe/Erkältung zur Arbeit zu gehen. Im Gegenteil, wenn man krank zu Hause geblieben wäre, dann wurde man noch als faul verhöhnt…. Wir haben uns alle mit Medikamenten vollgestopft, um nur nicht zu fehlen oder auf den Urlaub verzichten zu müssen. Oh keine Sorge, ich habe auch schon vom Krankenhausbett oder aus dem Urlaub gearbeitet, weil es so verlangt wurde. Anders wäre es ja als Schwäche ausgelegt worden… Trotz all dem hat doch jeder automatisch Abstand zu „ansteckenden“ Personen gehalten oder nicht? Und wir haben Wege gesucht, um andere nicht anzustecken.
Ich kann mich auch nicht daran erinnern, da je einer mal bei mir nachgefragt hat, ob wir gesund sind, als wir meine Schwiegermom in ihren letzten Monaten begleitet haben. Sie hatte Krebs im Endstadion und wir wußten, das sie sterben wird. Wir haben natürlich aufgepasst, das sie keine Erkältung oder Ähnliches dazu bekommt und trotzdem haben wir es geschafft, ihre letzte Zeit so schön wie möglich zu machen, statt sie einfach irgendwo allein in die Ecke zu stellen, damit sie eben nicht so schnell stirbt. Was hatten ihr 2 oder 3 Tage einsamkeit denn gebracht? Leben?
Es geht einfach um Verhältnismäßigkeit und darüber sollten wir auch miteinander reden. Dann könnte man vielleicht auch Lösungen finden, die beiden Seiten helfen….
Kommen wir auf die Kinder zurück… Was passiert, wenn wir ihnen sagen „Du kannst nicht zu Oma oder Opa, denn du kannst den Virus übertragen und dann stirbt sie oder er“? Kind versteht, setzt die Maske brav auf und bleibt Oma und Opa fern…. Dann soll es ja auch vorkommen, das Oma und Opa altersbedingt oder eben an anderen Krankeheiten sterben. Hat sich einer mal nen Kopf darum gemacht, was mit dem Kind passiert? Wie es sich anfühlt? Nun meine Erfahrungen liegen zwar weit vor Corona, aber ich denke der Effekt hat sich nicht groß geändert…. Als ich 13 Jahre alt war, ist meine Oma an Krebs gestorben, nachdem sie lange im Krankenhaus war und ich sie nicht mal besuchen durfte…. Meine Oma war neben meiner Uroma die liebsten Menschen, die ich im Leben hatte und die einzigen die mir Halt und ein bisschen Frieden und Sicherheit. Und was macht meine Mutter? Klar, sie hat mich jeden Tag wissen lassen, das es meine Schuld ist, das sie so krank ist und dann gestorben ist, weil ich ein böses abartiges Kind bin…. Hat irgendwer eine Vorstellung, was das mit einem Kind macht? Es ist die Hölle und fühlt sich noch schlimmer an, wie das was ich sonst so erlebt habe.
Also hab ich mir Gedanken darum gemacht, ob es mir so weh getan hat aufgrund meiner ganz speziellen Situation. Aber nein, nach einem Gespräch heute mit einer guten Freundin, wurde mir klar, das auch heute das Schuldgefühl von Kindern nicht anders empfunden wird. Nur das sie eben mit ihren Kindern auch darüber spricht und es erklärt.
Deswegen meine Frage… gibt es keine anderen Wege ohne den Kindern Schuldgefühle zu machen, an denen sie lange zu leiden haben?
Depression, Selbstmord und Gewalt in Familien zu Coronazeiten?
Das hat mich gestern wohl am meisten Entsetzt und Sprachlos gemacht. Ja, es ist nun mal meine Geschichte und ja, ich versuche auch dagegen Wege zu finden, rede offen über meine Geschichte um vielleicht anderen zu helfen… Man muss jetzt aber auch gar nicht so ein Rechengenie sein, um zu ahnen oder zu wissen, das es jetzt noch mehr davon gibt wie normalerweise. Ab und zu taucht ja auch der ein oder andere Beitrag dazu in den Medien auf und es gibt auch wunderbahre Menschen/Vereine, die versuchen alles Mögliche um zu helfen. Aber das ein „Systemischer Anti-Gewalt-Trainer, Deeskalationstrainer, Fachberater für Mobbing“ sich dermaßen abfällig über andere Menschen äußert, die er definitiv nicht kennt, sondern nur auf Grund der in seinen Augen „falschen“ Meinung und dann noch der Meinung ist, das quasi die Opfer ja schon vor Corona in der Situation waren und sich doch einfach bei Polizei und Therapeuten Hilfe holen könnten. Das empfinde ich als sehr anmaßend und arrogant, ein Schlag ins Gesicht für jeden der gerade in einer solchen Situation ist und nicht weiß wie man wieder dort rauskommt.
Es dürfte doch hinreichend bekannt sein, das wir in Deutschland viel zu wenig Therapeuten haben, das unsere Gesellschaft zum großen Teil gerade diese Themen nicht sehen möchten und können, weil sie so grausam und unmenschlich sind.
Und hier glaube ich, das ich zurecht erwarte, das jemand der als „Systemischer Anti-Gewalt-Trainer, Deeskalationstrainer, Fachberater für Mobbing“ die Grundregeln der Kommunikation kennt und seine eigene Wut und Agression gegenüber anderen (fremden) anders artikulieren kann oder? Nun, er hat seine beleidigenden Kommentare heute gelöscht und mich entfreundet…. was sehr viel über ihn aussagt. Aber dazu darf sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Und unsere Politik?
Nun, das wäre jetzt noch ein ganz anderes Thema über das sich gut diskutieren lässt 😀 Aber das können wir gerne auch ein anderes Mal. Die Herrschaften sind viel zu weit weg von uns „normalen“ Menschen, das wir das, solange wir uns Gegenseitig fertig machen, nicht ändern werden.
Vielleicht versuchen wir es doch erstmal mit ein bisschen mehr gegenseitigen Respekt und Miteinander? Dazu muss man noch nicht mal einer Meinung sein, denn über alles lässt sich reden.
Ich finde, es wäre einen Versuch wert
Hallo meine Liebe! Danke,das du mal wieder so toll geschrieben hast! Ich war gestern noch völlig fertig,weil dieser „bestimmte“ Mensch sowas von böse geschrieben hat…. Okay- leider geht unsere Gesellschaft immer mehr auseinander,weil jeder seine Meinung hat,aber man kann doch versuchen die Meinung der Anderen zu akzeptieren,oder!? Neeee- da wird gleich böse reagiert……. Wo sind wir bloß gelandet….. 😪 Hab dann auch noch bei Kullen gelesen…. 🤦🏾♀️…. Weißt,was ich meine…..,oder!?
….. LG 😘
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Liebe Dani, ich weiß was du meinst und ja, auch ich habe das Gefühl unsere Gesellschaft driftet immer weiter auseinander. Aber das ist ein Gefühl und es liegt in unserer Hand, das hinzunehmen oder etwas dagegen zu tun. Denn ich denke, eins verbindet uns gerade alle und das ist Angst (egal in welcher Form). Diese äußert sich nun nicht immer gleich. Vielleicht hilft es dir, wenn du in eine Situation wie beim letzten mal kommst, innerlich einen Schritt zurück zu gehen, durchzuatmen und in deine Stärke zu gehen? Denn ich weiß du bist eine Kämpferin ❤
Liebe Grüße
Janine :-*
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