Happy Birthday kleine große Alice

„Man ist nie zu klein, um großartig zu sein“

Heute wird meine Enkeltochter schon 7 Jahre alt und ich werde ihr wie seit Jahren nicht zum Geburtstag gratulieren können, was mich auch heute wieder sehr sehr traurig macht. Und ja, auch wieder mal wütend, enttäuscht und fassungslos in was für einem System wir leben und auch, weil ich irgendwann resigniert habe, den Druck und die Lügen vom Jugendamt einfach nicht mehr aushalten konnte….

Was war passiert?

Im Dezember genau zum Nikolaustag bekam ich den Anruf von meinem Sohn „Mama, meine Freundin ist Schwanger“
Nein, es war kein Grund zur Freude, denn die beiden lebten auf der Strasse in Hamburg inklusive Drogen und was so dazu gehört, die junge Dame war 16 Jahre alt und das was man heute als Systemsprenger kennt. Dazu kam unsere Familiengeschichte die doch eigentlich gerade aufgeräumt werden sollte…. meine Geschichte, die meiner Kinder und immer das Jugendamt gegen mich (lange extra Geschichte) …. Ich war zu dem Zeitpunkt schon froh zu wissen das mein Großer überhaupt noch lebt und jetzt das? Es war echt ein Chaos, nur brauchten wir eine Lösung und zwar schnell.
Da die werdene Mutter unter Vormundschaft stand, setzten wir uns mit dieser Frau in Verbindung und waren erstmal erschüttert, das eine Abtreibung in der mittlerweile 18. Schwangerschaftswoche als Lösung im Raum stand. Das machte mich echt sprachlos, auch wenn ich die Begründung dahinter durchaus nachvollziehen konnte, nachdem ich ein Stück der Lebensgeschichte des jungen Mädchens kannte. In Kurzform: Sie wurde dermassen von unserem Kinder-und Jugendhilfesystem geschleudert und zerbrochen, das einem echt die Galle hochkommt. Würde da eine Abtreibung in der 18. Woche nicht noch ein Trauma draufkommen? Ich weiß doch aus eigener Erfahrung wie sich das anfühlt und dann in diesem Stadion? Nein, das kann nicht die Lösung sein…. es muss doch auch noch andere Hilfe geben, statt diese werdenen Eltern einfach als Systemversager abzustempeln? Das hat man mit mir doch ewig gemacht und in meinen Augen hatten die beiden eine Chance verdient und wenn wir alle, Jugendamt, Betreutes Wohnen, mein Freund und ich alle zusammen an einem Strang ziehen, dann können es die beiden schaffen…. Ja, ich kann echt naiv sein.
Wir haben versucht was wir konnten, haben Babysachen organisiert, Möbel usw., haben diese nach Hamburg gefahren (zumindest wurde aufgrund der Tatsache das die junge Mutter unter 18 ist, eine Wohnung, also betreutes wohnen, zur Verfügung gestellt. Mein Großer, als über 18 jähriger und Vater wurde von Anfang an nur zähneknirschend geduldet und gar nicht erst als Sorgeberechtigt in Betracht gezogen. Aus meiner Sicht stand hier von Anfang an fest, das das Baby „wegkommt“ und man sich eben in den Monaten der Schwangerschaft so wenig wie möglich arbeit macht, die aber auch gut entlohnt wird. Und ich dusselige Kuh? Glaubte tatsächlich, daran, das die beiden es schaffen könnten wieder ein Stück „Familiengeschichte“ zu verbessen, denn ich kann doch jetzt so viel helfen und auch Wissen weitergeben… Ich dachte wirklich, mein Kampf hat sich gelohnt und wir könnten wieder ein Stück zum guten verändern…. Nein, keine Chance, wenn du beim Jugendamt mal in einer Schublade mit dem Zettel „nicht brauchbar“ steckst, kommst du nicht mehr raus. Das galt für mich, meine Kinder und jetzt auch für mein Enkelkind, nur Hoffnung stirbt eben zuletzt….

Der Tag der Geburt

Man was war ich aufgeregt…. voller Freude und Zuversicht, auch wenn mir klar war, das es jetzt nicht leichter wird. Wird hatten für den Notfall auch ein Kinderzimmer in Berlin bei uns eingerichtet, haben schon geplant wie oft wir nach Hamburg fahren könnten usw…. haben alle Möglichkeiten beim Jugendamt schriftlich abgegeben, da die Mitarbeiter uns da schon sehr blockiert haben. Nach knapp 2 Wochen zu Hause mit Baby kam auch der Anruf von meinem Sohn, er kann nicht mehr, da er sich allein um Alice kümmern muss und auch um den Haushalt, braucht er Hilfe. Da das Jugendamt sich geweigert hat ihn als Sorgeberechtigten eintragen zu lassen, stand er jetzt auch ohne Rechte da und hatte keine Entscheidungsrechte. Wir machten den Vorschlag, die kleine ein paar Tage mit nach Berlin zu nehmen… wurde abgelehnt, also kam Alice umgehend in eine Pflegefamilie…. Übergangsweise, zur ersten, zur zweiten… alles innerhalb weniger Wochen. Es war wie in einem Alptraum, du siehst es und willst es nicht glauben. Das ganze gipfelte dann in einen Sorgerechtsstreit vor Gericht. Da ich der Meinung war, meine Enkeltochter könnte bis die beiden soweit sind bei mir wohnen und würde so den Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie nicht verlieren. Egal was passiert mit ihrer Mutter oder Vater, sie würde wissen wer sie sind.
Doch daraus wird nichts mehr, es sei denn sie fängt irgendwann an selbst nach den beiden zu suchen.

Der Prozess?
Mutter und Vater wurden so manipuliert, das sie ihre Entscheidung Alice bei mir zu lassen wieder geändert haben, die Dame vom Jugendamt hat dem Gericht erzählt, ich würde auf Grund meiner Geschichte nicht in der Lage sein, meine Enkeltochter zu versorgen und überhaupt würde ich in einer Gartenlaube wohnen…. Ich war mehr als Sprachlos. Denn ich wohnte in einer 3 Zimmer Wohnung mit einem mittlerweile komplett eingerichtetem Kinderzimmer und ja, ich habe mich durch Therapien gekämpft, um den Kreislauf von Gewalt und Missbrauch zu durchbrechen. Das war jetzt der Lohn dafür? Meine Kindheit und mein Leben wird gegen mich verwendet…..alles was ich gerade mühsam aufgebaut hatte, wurde innerhalb der Verhandlung zerstörrt und ich bin zusammengebrochen.

Alice kam in eine feste Pflegefamilie, die wie ich sagen muss, wirklich sehr lieb mit ihr umgegangen ist und wo sie auf Dauer bleiben konnte. Damit habe ich mich abgefunden, denn es war mir wichtig, das es ihr gut geht und sie nicht von einer Familie zur anderen geschoben wird, sondern Wurzeln bekommen kann und ein gutes Leben hat.

Denn ihre Eltern haben sich nach der Verhandlung komplett aus ihrem Leben gezogen… Die junge Mutter wurde wieder sich selbst überlassen und ging wohl wieder auf die Strasse zurück und mein Sohn? Na ja, der hat noch so einige Kapriolen mit Drogen uns so geschlagen, sich wieder aufgerappelt und das Thema Kind anscheinend komplett ausgeblendet. Er redet auch mit mir bis heute kein Wort, da er mir die Schuld an seiner schlechten Kindheit gibt…. Das ist der Punkt mit dem ich leben muss, auch wenn ich immer eine kleine Hoffnung habe, das er irgendwann versteht, das ich getan habe was ich konnte, auch wenn nicht jede meiner Entscheidungen richtig war.

Mein letzter Besuch bei Alice 2017

Wir hielten Kontakt zur Pflegfamilie mit Besuchen usw., weder Mutter noch Vater hatten sich wirklich um Alice gekümmert und es sah nicht danach aus, als würde sich das ändern. Alice war schon zu einer kleinen und zauberhaften Persönlichkeit in diese Familie gewachsen, also drehte sich unser letztes Gespräch um die Adoption von Alice. Ich selbst konnte nichts mehr machen und wollte nicht, das sie wieder rausgerissen wird. Denn es ging ihr gut und die Pflegeeltern kümmerten sich auch liebevoll um sie. Auch, wenn es mir weh tat, wollte ich für meine Enkeltochter eine Familie und dachte ich kann sie nur so davor beschützen, durch ein krankes System kaputt machen zu lassen und stimmte dem zu….. und ging selbst nach Ägypten, um endlich mal Abstand zu allem hier zu gewinnen ( Ja, ich war am Ende, mal wieder)
Leider brach auch hier der Kontakt zu den Pflegeltern ab, es gab keine Kommunikation oder Bilder mehr über WhatsApp oder ähnliches. Es wurde auf keine Nachricht mehr reagiert….
Ich weiß nicht wie es ihr heute geht, ob sie Adoptiert wurde oder sonst irgendwas…. weil ich als Oma eben eine Geschichte habe und damit in einer Schublade feststecke, in die ich gar nicht rein gehöre…..

Und ja, gerade heute sitze ich hier und weine, ich bin traurig und wütend zugleich, weil ich mich wieder mal fühle wie ein Mensch ohne Rechte… und das nur, weil ich in der falschen Familie geboren wurde und dann noch nicht mal den Anstand habe daran zu zerbrechen und einfach meinen Mund zu halten….. Heute zum Geburtstag erlaube ich mir auch die Trauer und den Schmerz über all das was uns allen angetan wurde….

Morgen steh ich wieder auf und kämpfe weiter, für Hoffnung, Mut und die Änderung unseres Systems…. es ist mir egal wie klein die Schritte sind, denn wir sind viele und irgendwann wird man uns hören, sehen und vielleicht auch verstehen….. Und genau dann werden wir auch in der Gesellschaft anders miteinander, für unsere Kinder und Enkelkinder umgehen….

In der Hoffnung, das Alice heute ihren Geburtstag unbeschwert feiert und es ihr gut geht….. schicke ich im Herzen meine Geburtstagsgrüße ❤



2 Gedanken zu “Happy Birthday kleine große Alice

  1. Liebe Janine,
    Irgendwann hälst Du Deine Enkeltochter in Deinen Armen, ich glaube da ganz fest dran. Sie fühlt Dich, sie wird nach ihren Wurzeln suchen. Fühl Dich fest gedrückt 😘.

    LG Marina

    Gefällt 1 Person

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