Denn „Gewalt ist die Waffe des Schwachen“ Mahatma Gandhi
Der November ist vorbei und damit auch wieder die meisten Aktionen über das Thema Gewalt, denn es sind immer wieder einzelne Aktionstage um auf das Thema hinzuweisen. Doch was passiert in den restlichen Tagen des Jahres? Gerade in der Weihnachtszeit, zum Jahreswechsel und der besonderen Herausforderung durch Corona?
Die meisten Menschen sind sich darüber klar, das wir instinktiv Gewalt ablehnen und verabscheuen…. und spüren wollen wir sie es erst recht nicht. Doch wie kommt es dann, das Gewalt täglich mitten unter uns stattfindet und jeden Tag zu nimmt?

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gewalt in dem Bericht „Gewalt und Gesundheit“ (2002) wie folgt: „Gewalt ist der tatsächliche oder angedrohte absichtliche Gebrauch von physischer oder psychologischer Kraft oder Macht, die gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft gerichtet ist und die tatsächlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt.
Wie kann es denn sein, das wir Gewalt grundsätzlich ablehnen und sie jeden Tag leben?
Nein, du hast dich nicht verlesen!
Denn wenn wir mal ganz aufmerksam durch die Welt laufen und alles um uns wahrnehmen, dann werden wir schnell feststellen, das wir täglich davon umgeben sind. Gewalt hat viele Gesichter und auch Ursachen…. Es gibt viele Vorurteile gegenüber Opfern und Tätern und ja unser Strafrecht ist definitiv zu Täterfreundlich und damit auch nicht abschreckend. Doch darum soll es jetzt nicht gehen, sondern um die alltägliche Gewalt, die mittlerweile Gesellschaftsfähig geworden ist…
Je nachdem aus welchem Blickwinkel wir Situationen betrachten, wird alles so gedreht bist es passt um sich selbst gut zu fühlen. Doch meistens sind wir damit nicht bei der Lösung des Problems, sondern verhärten damit meistens nur die Fronten und spalten uns immer mehr als Gesellschaft.
Wie viel Gewalt ist gesellschaftsfähig und erlaubt?
Warum wünschen wir uns gegenseitig zum Jahreswechsel viel Glück, Gesundheit und überschwenglich nur das Beste vom Besten, wenn wir es doch anscheinend gar nicht so meinen? Denn realistisch, spätestens nächste Woche geht das aufeinander rumhacken wieder munter weiter…. Da ist der Hartz4 Empfänger einfach nur zu faul, der Obdachlose einfach nur der Abschaum (selber schuld, muss ja keiner auf der Strasse wohnen), das nächste Opfer von häuslicher Gewalt? Auch einfach nur dumm, sie hätte ja gehen können. Opfer einer Vergewaltigung? Na ja, hat ihn bestimmt provoziert. Dicke fressen einfach nur zu viel, zu dünn ist dann eben nur Magersüchtig….. Und klar, die Corona-Seiten hacken sich fleißig weiter die Augen aus ohne zu irgendeinem sinnvollem Ergebnis zu kommen. Aber hey, hauptsache einer hat Recht oder? Lösungen können ja auch andere suchen.
Mal im Ernst, was bringt es, andere Menschen nieder und klein zu machen? Sie zu verurteilen, zu schikanieren und fertig zu machen? NICHTS, wirklich rein gar nichts. Denn es wird nichts an der Situation ändern! Ein kurzer Moment der Macht quasi FAKEstärke, die auf der anderen Seite vielleicht Konsequenzen hat, deren Ausmaß wir als „Täter“ nicht abschätzen können.
Warum können wir nicht einfach Menschen sein, mit unterschiedlichen Begabungen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen? Warum schaffen wir es einfach nicht mehr zusammen zu halten und miteinander Lösungen zu suchen, miteinander Ergebnisse für alle Beteiligten zu finden ohne die Grenzen meines Gegenübers zu verletzen?
Ich bin besser als wie du!!! Nöö, nur anders oder einfach nur ein Depp?
Letzte Woche gab es für mich noch einmal eine heftige, lehrreiche Lektion zum Thema „studierter Experte“ … so als krönenden Jahresabschluss, nachdem ich mich ja schon in den letzten Monaten damit hart auseinander setzen musste und wieder bestätigt wurde, das ein Studium oder Doktortitel nichts über das Können und handeln aussagt. Nun bei dem Einem entsteht eben nur nerviges Chaos, das man aufräumen kann und bei dem anderen (in dem Fall ein Doktor bzw Internist) bei dem es auch Lebensgefährlich werden kann, wie in unserem Fall…. und ja, da werde ich auch mal sehr sehr unhöflich.
Denn ich war am Dienstag nach Weihnachten mit meinem Schwiegerpapa (82) endlich beim Doktor, nachdem er seit Tagen seinen rechten Arm nicht richtig bewegen kann und recht schwach auf den Beinen ist. Für mich als Leihen sichtbar, kein Rheumaanfall oder Rückenproblem, Zeichen von Schlaganfall auch für mich zu unspezifisch und nicht eindeutig, also sollte der Arzt ja wohl helfen können oder? Statt dessen, sitzt der 2 m entfernt von Papi und diagnostiziert aus der Ferne ein Kapaltunnelsyndrom!!! Wie gesagt, der ganze Arm taub und die Hand nicht steuerbar, alles ohne Schmerzen. Nachdem ich den Arzt darauf hingewiesen habe, hat er sich doch dazu herab gelassen, uns für Donnerstag früh einen Termin zum Blutabnehmen zu geben und wenn erwünscht, er dann ja auch mal den Blutdruck messen könnte. Nun in der Nacht zum Mittwoch erlitt Papi einen schweren Schlaganfall und wurde in eine Klinik gebracht. Hier wird er dem Himmel sei dank wirklich gut versorgt und scheint sich den Umständen entsprechend gut zu erholen.
So kreist bei uns die Frage: Hätte die Schwere der Schlaganfalls verhindert werden können, wenn der Herr Doktor morgens schon reagiert hätte? Und ja, auch ich werde echt sauer, wenn ich darüber nachdenke nur ändert es nichts an der Situation. Ständige Wut und Agressivität würden jetzt eher das Nachdenken verhindern und uns auch die Energie nehmen, denn jetzt brauchen wir für die nächsten Wochen Ideen und Lösungen, weil sich unser Leben damit mal wieder ändert….
Somit stehen wir alle auch in diesem Jahr großen Herausforderungen gegenüber…. beruflich, privat und gesellschaftlich noch mehr….. umso wichtiger, das wir uns in aller Offenheit und Klarheit, mit Ehrlichkeit, Mut, Akzeptanz und Respekt begegnen.
In diesem Sinne wünsche ich jedem von euch ein friedliches neues Jahr
Janine

