„Sei es dir Wert, zu sein, wie du bist. Auch wenn es für manche Menschen nicht gut genug ist“
Im letzten Beitrag ging es schon um Grenzen, das scheint gerade meine Hauptlernaufgabe zu sein 😀
Denn als ich Anfang September wieder zurück in Deutschland war, hatte ich so das Gefühl von nicht erholt sein und so dementsprechend, fühlte ich mich ständig überlastet und überfordert. Täglich ein schlechtes Gefühl ist nicht hilfreich, da es jede Menge Energie zieht…. Ständig war ich müde, kraftlos und klar auch gereizt…Zu viele Aufgaben, die auf meinen Schultern lasten und erledigt werden sollten und ich wusste nicht wie ich alles schaffen soll… Verein und eine Firma aufbauen sind echt keine leichte Aufgabe, die man unterschätzen sollte.
Natürlich kommt dann noch das schlechte Gewissen dazu.
Ich war 5 Wochen im Urlaub und bin NULL erholt und habe permanent das Gefühl, das irgendwas seit meiner Rückkehr nicht stimmt. Zusätzlich braucht mein Schwiegervater immer mehr Hilfe und Pflege, das kann jetzt auch mein Mann nicht mehr alleine bewältigen. Also ist es an der Zeit, meiner Familie mehr Raum zu geben und nicht nur zum schlafen, essen und zum arbeiten (im Büro verkrochen) hier zu sein.
Aber gut, mal sehen… vielleicht liegt das daran, das ich fertig bin… vielleicht bilde ich mir alles nur ein….
Also KLÄRUNG muss her, damit es weitergehen kann….
Mir war klar, das dies nicht so einfach wird, also nehme ich Hilfe einer dritten Person dazu. Denn ich kenne mich und auch meine Geschäftspartnerin…. So hoffe ich, das alles gut ausgeht und wir sinnvolle Lösungen finden, denn schließlich verfolgen wir das gleiche Ziel.
Bääääämmm….
Und dann passiert es…. In einem Gespräch fällt ein Satz von meiner GP/Freundin, der mir vollkommen den Boden unter den Füßen wegreißt. Ich bin geschockt und geh erst mal eine rauchen, wo ich feststelle, das ich am ganzen Körper zittere und gerade überhaupt nicht darauf klar komme. Also geh ich wieder rein und sage den beiden, das ich jetzt bitte ins Hotel zurück möchte und nicht in der Lage bin, das Gespräch weiterzuführen. „Bitte jetzt nichts sagen, das kann nicht gut gehen“ Darauf trifft mich ein „war doch nicht so gemeint“ steht auf und verschwindet beleidigt nach Hause.
In mir brüllt es einfach nur „Ich muss hier raus und mein Inneres wieder geordnet kriegen“
In dieser Situation ist einfach kein Gespräch möglich, denn in mir ist gerade eine große Narbe aufgerissen und brennt wie Feuer. Mein Kopf ist leer und alles tut weh….
Am nächsten morgen lese ich noch eine Nachricht (die leider die Situation nicht entschärft) und mir ist klar, ich muss erstmal nach Hause. Mein sicherer Ort, an dem ich mich mit dem was gerade passiert ist, in Ruhe ohne Druck auseinandersetzen kann….Das wirklich schöne in dieser Situation ist die Tatsache, das ich weiß wo ich hin kann, also ein zu Hause habe und einen Mann, der mich erstmal ohne zu fragen in den Arm nimmt und sagt „Schatz, das tut mir leid, das es so gelaufen ist“ und alles auch erstmal so stehen lässt.
In mir breitet sich immer mehr Fassunglosigkeit und Leere aus…. gleichzeit auch genau das Bewusstsein, das hier eine ganz üble tiefe Wunde aufgrissen wurde. Ganz wie in alten Zeiten bricht all mein Selbstbewusstsein, mein Wert, mein Wissen… all das was mich heute ausmacht in sich zusammen zu einem kümmerlichen Haufen Asche zusammen.
Nun die Tatsache, das mir dann auch noch gesagt wurde, ich hätte sie angetriggert und dann schlägt sie eben um sich, hat meine Lage und mein Gefühl auch nicht wirklich verbessert. Denn wie und mit was ich dieses Verhalten ausgelöst habe, weiß ich bis heute nicht.
Dafür konnte ich dadurch aber meine „Wunde“ sehen und verstand klar, was da in mir passiert ist und warum es mich dermaßen von den Füßen reist.
Jemand verletzt mich zutiefst….Ich teile mit, das ich das nicht in Ordnung finde und zieh mich meistens erstmal zurück (damit es nicht noch schlimmer wird) …. dann kommt ein „war nicht so gemeint“ und überhaupt, das hast du ausgelöst (deine Schuld)
Bin ich nicht genau aus diesem System ausgestiegen? Vor Jahren?
Jede Ohrfeige, jeder Schlag, jede Demütigung, jede einzelne verdammte Vergewaltigung….. alles war meine Schuld und somit gerechtfertigt. Viel zu lange habe ich genau das auch geglaubt, das jeder mit mir machen kann, was er will und ich keine Rechte habe….
Und wenn ich aus diesem für mich schädlichen System ausgestiegen bin, so viel über Psychologie, Gehirn, Trauma usw. gelernt habe, für mich gut geändert habe…. Warum trifft es mich so hart und lässt mich zu einem unbrauchbaren Nichts zusammenfallen? In den ersten Tagen bin ich nicht in der Lage rauszugehen oder zu reden…. Ich finde einfach keine Worte, gar keine. Das verstärkt natürlich mein Gefühl der Wertlosigkeit enorm. Tagelang liege ich quasi unbrauchbar im Bett, heule, grüble, heule und schäme mich für meine Unbrauchbarkeit und mein sinnloses Dasein. Gott sei Dank hat mein Mann wirklich eine Engelsgeduld und auch das Feingefühl, um mir Zeit zu geben, wieder aufzustehen. Leider gilt das nicht für die Aussenwelt, die dreht sich weiter und verlangt Antworten, Entscheidungen und Erklärungen… Die habe ich nur nicht, woher denn auch.
Also, eins nach dem anderen….. Ich MUSS wieder aufstehen und mich der Sache stellen. Und mal ehrlich, hab ich so hart gearbeitet und gekämpft, um mich jetzt geschlagen zu geben?
Fühlt es sich so an, wenn jemand dein Rückrad entgültig bricht, ist mein Vertrauen in mich und die Menschen endgültig weg? Wozu wieder von vorne anfangen?
Dazu kam, das mein Körper das ganze noch fein mitgespielt hat und ich echt auch wirklich in den letzten Wochen mit einer echt üblen Grippe und anderen schmerzhaften Dinge zur Ruhe gezwungen wurde.
Was den Erfolg hatte, das meinem inneren Kämpfer der Zustand zu blöd und zu langweilig wurde und mich wieder auf die Beine gebracht hat.
Als erstes brauch ich mal professionelle Hilfe…ja, auch als Experte bin ich nur ein Mensch und sollte meine eigenen Ratschläge beherzigen.
Das macht auch Sinn, weil die Supervisorin ja nicht emotional an der Situation beteiligt ist und ich so eine Chance habe, mal mein Rationales Gehirn anzuschmeißen um mal etwas klarer zu sehen.
Ihr kennt alle den Spruch: Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiter laufen?
Neulich hat eine Mutkomplizin einen sehr hilfreichen Impuls dazu gegeben…. Manchmal macht es Sinn auch erstmal sitzen zu bleiben, zur Ruhe zu kommen, um dann erstmal ein Stück zu kriechen. Das finde ich echt sehr gut, denn ja auch mir fehlt manchmal die Kraft gleich wieder aufzuspringen und weiter zu machen, damit keinem auffällt, das ich auch schwach und verletzlich sein kann….
Also sitze ich jetzt mal gemütlich auf meinem Stuhl und sammel Kraft, Idee und Impulse, um wieder aufzustehen…. Beruhigend ist zu wissen, das ich nicht zerbrochen bin und Menschen um mich habe, die mich so lieben und mögen, wie ich eben bin… oder weil ich genauso bin?
Haut es dich auch ab und zu mal vom Hocker?
Mich würde echt interessieren wie du damit umgehst, schreib gerne in die Kommentare
Liebe Grüße
Janine