Good news mit Flashbacks garniert

„Ich hasse Flashbacks von Momenten zu haben, an die ich nie mehr erinnert werden will!“

Es gibt ja Tage, die könnten nicht überraschender sein oder?
Ich sitze wie üblich am Handy und daddel auf Facebook rum, als mich eine Nachricht erreicht…. wie ich gerade sehe die dritte seit Januar.

„Hallo Janine, wie gehts dir? Hier ist ……, die Pflegemutter von deiner Enkeltochter. Sie möchte so gerne mal wieder Kontakt zu ihrer Herkunfsfamilie… könntest du dir vorstellen sie mal wieder zu treffen? Sie ist einfach ein wundervolles Mädchen und verzaubert uns alle!“

Welch Frage, natürlich! Und sofort schreibe ich zurück, wir telefonieren und über WhatsApp erreichen mich aktuelle Bilder meiner inzwischen großen Enkeltochter. Sie ist jetzt 9 Jahre.
Ich bin voller Freude und Dankbarkeit, denn es scheint ihr gut zu gehen und sie ist ein aufgewecktes, fröhliches Kind.

Den ersten Schritt in Richtung „familäre“ Zukunft haben wir jetzt geschafft und ich hoffe, das unser erstes Wiedersehen nach all den Jahren auch gut verläuft 😀

Und während ich mich freue, entdecke ich bei den Bildern die Ahnlichkeiten zwischen ihr und meinem Sohn in dem Alter und freu, auch ich erkenne mich auf einem Bild wieder.
Also krame ich mal in den spärlichen Resten meines Fotoalbums und finde genau ein Bild wo ich 8 Jahre alt bin…. Die Ähnlichkeit ist auf dem ersten Blick echt verblüffend und ich bin echt stolz in dem Moment…..

Genau, einen Moment und dann während ich mein Kinderbild so anschaue überfällt mich ein tiefes MItgefühl mit diesem Kind auf dem Foto….. Denn es sieht so unendlich traurig aus. Dann trifft mich der „Schlag“, denn das war und bin ich selbst. Plötzlich ploppen Erinnerungen aus dieser Zeit wieder hoch und das volle Entsetzen trifft mich….
Plötzlich fühle ich den ganzen Schmerz dieser irrsinigen Gewalt, sehe wie meine Mutter mit Fäusten morgens im Bett auf mein Gesicht einschlägt….. ich sehe, wie ich mich abends, wenn sie nicht zu Hause ist, in meinen Bettbezug verstecke, um den „sexuellen“ Übergriffen meines Stiefvaters auszuweichen (was quasi sinnlos war) …. ich spüre, wie ich immer wieder versuche die Luft anzuhalten, nur damit niemand merkt, das ich da bin. Ich höre all die Stimmen der anderen Kinder, die mich auslachen und hänseln, weil ich immer „stinke“
Denn diese Wohnung hat kein seperates Badezimmer und das verschärft irgendwie meine Situation. Immer wieder werde ich von meiner Mutter beschimpft, weil ich nackt am Waschbecken stehe und mich waschen will… oder ich bin zu langsam dabei und so wird mir vorgeworfen, das ich „reizen“ will. Ich glaube einmal in der Woche gab es einen Familienbadetag, bei dem alle hintereinander im gleichen Wasser gebadet haben (war früher soweit normal oder?) Nun, ich war meistens die letzte, die baden durfte, mit der Begründung, das es auch meiner Schwester nicht zumutbar wäre in dem Gestank und Dreck von mir zu baden… Ja, ich war zu dieser Zeit und auch für sehr lange Bettnässer….

Dieses Bild zeigt ein sehr trauriges Kind, gefangen in einem Alltag aus Demütigung, seelischer & Körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch…. nie wissend, was ich getan habe, um das eine oder andere zu bekommen und in ständiger Angst vor dem was als nächstes passiert……

Ich lasse heute die Erinnerungen zu… auch die Gefühle, die dazu gehören. Ja und ich weine, weil mich der Anblick dieses Bildes so unendlich traurig macht…. traurig auch, weil unsere Familiengeschichte über Generationen Auswirkungen hat.

Und dann schau ich erfreut auf das Bild von meiner Enkeltochter und ich weiß, das wir die Geschichte ändern können. Wir können es anders machen… ich, meine Kinder und deren Kinder…..

Wir können die Vergangenheit nicht ändern, doch aus ihr lernen und so unsere Zukunft verändern und mit jedem Schritt ein kleines Stück besser machen.

Auch wenn es heute sehr privat ist, freue ich mich über ein Like oder Kommentar.

Liebe Grüße
Janine

P.S. Teilt auch gerne die Beiträge, denn es gibt viele wie mich und dem ein oder anderen gibt es in schweren Zeiten Zuversicht und Mut, zu wissen, nicht allein zu sein.


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